Politik

SPD überraschend Wahlsieger

Trendumkehr oder Strohfeuer?

GDN - Die Sozialdemokraten sind zurück auf der Bühne. Von vielen bereits abgeschrieben, von manchen bereits gedanklich politisch beerdigt, schafft es die SPD bei einer, der historischen Bundestagswahlschlappe folgenden Landtagswahl von null auf hundert mit einem Wimpernschlag.
Fast mühelos erscheint der Sprung an die Spitze. Doch wie ist das erklärbar? Etwa mit dem Schulz-Effekt? Hat es Martin Schulz doch noch im Nachgang, gerade wegen seiner Rücktrittsverweigerung geschafft, die von Parteiseite gerne als widerspenstige Wählerschaft bezeichneten Massen zu mobilisieren? Gemäß breitem Tenor in SPD-Parteikreisen ist ja bekanntlich ausschließlich “der Wähler“ schuld für die aktuelle Misere, eine wahrlich gefährliche Einstellung, möchte man sich doch eigentlich gerade dieses Klientel nicht verprellen. Hat dieser, für viele unerklärliche Verbleib des gnadenlos gescheiterten Kanzlerkandidaten letztlich zu einer “jetzt erst recht“-Einstellung geführt, dass am Ende sogar Protestwähler wieder zur SPD zurückgekehrt sind?
Den Einzug der AfD in den Landtag hat man dadurch jedenfalls nicht verhindern können, den der Linken sehr wohl, deren Suppe wurde gehörig versalzen. Doch was steckt nun dahinter, dass die Sozialdemokraten plötzlich wieder stärkste Kraft geworden sind? Grüne und FDP können trotz ihrer schwachen, aber für den Einzug ins Landesparlament noch ausreichenden Ergebnisse nicht wirklich dafür verantwortlich gemacht werden. Eher findet sich der vielversprechendste Lösungsansatz auf der anderen Seite der politischen Mitte, im konservativen Umfeld, bei der CDU.
Die auf Bundesebene schwächelnden, ja förmlich strauchelnden Christdemokraten haben es trotz Althusmanns fast aufopferndem Einsatz im Wahlkampf nicht geschafft, die Wähler für Ihre Politik zu gewinnen, geschweige denn zu begeistern. Die Farb- und Kraftlosigkeit einer ausgelaugten Bundes-CDU hinterlässt mittlerweile auch deutliche Spuren auf Landesebene. Letztlich verhalf diese weidwunde CDU den Sozialdemokraten zum Sieg. Solange diese Phase der politischen Kraftlosigkeit bei der CDU andauert, wird die SPD davon profitieren.
Nicht ein starker Ex-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist verantwortlich für ein plötzliches und völlig unvorhergesehenes Wiedererstarken der Sozialdemokraten auf Landesebene, sondern ganz klar eine schwächelnde Kanzlerin, deren im politischen Tagesgeschäft ziellos und äußerst blass umherirrende Partei ihren Elan zum Regieren offenbar längst verloren zu haben scheint.
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